Der Mann für alle Fälle!

24 Stunden, 365 Tage im Jahr. Mihael Hace alias Black Label Concierge, ist immer erreichbar, rund um die Uhr, jeden Tag – und selbstverständlich auch an Weihnachten. Denn Haces Kunden buchen ihn, damit er ihnen das verkauft, was sie am wenigsten haben: Zeit.

Yachten, Penthouses, Privatflieger: In der Welt der Superreichen wird schon mal ein Hubschrauber gebucht, um eine Flasche Wodka der Lieblingsmarke einzufliegen, berichtet Mihael Hace. „Es gibt auch Personen, die lassen sich ihren Friseur aus London mit dem Kleinflugzeug kommen. Das ist sicher nicht alltäglich, kommt aber vor.“ Hace arbeitet als Private Concierge. Lifestyle Manager, Personal Assistent oder Diener auf Abruf sind andere Bezeichnungen für das, was er tut: Erledigungen für Menschen, die zu wenig Zeit haben, um diese Arbeiten selber zu tun, und genug Geld, um dafür zu bezahlen, dass andere sie übernehmen. Fahrerdienste, House Sitting, Einkäufe, Event Organisation: Haces Dienstleitungen sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. „Solange es legal ist und ich niemanden damit verletze, übernehme ich jede Art von Auftrag.“ Seine wichtigsten Voraussetzungen: Diskretion und Loyalität. „Ich lebe davon, dass sich meine Kunden auf mich verlassen können wie auf einen guten Freund oder Verwandten“, sagt er. Beispiele? Ein Geschäftspartner soll vom Flughafen abgeholt werden, der Kunde schafft es nicht selber, weil ein Termin dazwischengekommen ist. Handwerker werden erwartet, die Kundin kann an diesem Tag nicht zu Hause sein. Während einer Tournee fällt der Fahrer des Künstlers aus, der Kunde braucht Ersatz, ab morgen, vier Tage, Holland, Schweiz, Hamburg. „Ich bin so eine Art private Feuerwehr“, sagt Hace. „Und kann ich nicht selber helfen, dann weiß ich jemanden, der es kann.“

Reingewachsen in die Promi-Szene

Hace verfügt über etwas ganz Wesentliches, damit er alle Wünsche perfekt erfüllen kann: das entsprechende Netzwerk. Er ist Jahrgang 1977, in Stuttgart geboren und aufgewachsen. Als Jugendlicher war er unterwegs mit jenen Leuten, die den Musikstil seiner Generation in Stuttgart definierten: die Kolchose, Afrob, Massive Töne, Freundeskreis, DJ 5ter Ton. Kumpels, die irgendwann plötzlich berühmt waren, auf Konzerte fuhren, Termine hatten. Hace fuhr sie, passte auf sie auf, war der gute Geist im Hintergrund. Einmal begleitet er eine ganze Tour von Max Herre, Afrob und DJ 5ter Ton: 7.500 Kilometer in 22 Tagen. „Vielleicht hat damals das Ganze angefangen“, sagt der 40-Jährige nachdenklich. „Vielleicht habe ich aufgrund dieser Zeit diese Grundgelassenheit im Umgang mit Künstlern oder anderen Prominenten.“ Er weiß, wie er sie nehmen muss, damit sie sich gut aufgehoben fühlen – und hat keine Scheu, ihnen zu sagen, wenn sich ein Brösel auf ihre Krawatte verirrt hat.

So aufregend die Begleitung seiner Kumpels war, es war damals noch sein Privatleben, keine Arbeit. Die bestand nach dem Fachabitur am Wirtschaftsgymnasium in einer Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten in der früheren Landesversicherungsanstalt (LVA) Baden-Württemberg, der heutigen Rentenversicherung; eine solide Ausbildung im öffentlichen Dienst. „Ich habe davon durchaus profitiert“, sagt Hace, „aber so wirklich meins war es dann doch nicht.“ Zu umtriebig, zu ruhelos war er und blieb es auch nach der zweiten Ausbildung, diesmal zum Mediengestalter. Zu Hause war er dort, wo gefeiert und ausgegangen wurde: Es folgten 15 Jahre Arbeit in Bars, Clubs und der gehobenen Gastronomie.

Für Hace ist seine Arbeit als Private Concierge die zwangsläufige und logische Schlussfolgerung seiner Vita: „Ich kann nichts perfekt, aber unheimlich viel ganz gut. In dem, was ich jetzt tue, läuft alles zusammen, was ich bisher gemacht habe.“ Zum Beispiel als Fahrer für einen namhaften Stuttgarter Sportwagenhersteller gearbeitet zu haben oder in der Notrufzentrale eines Automobilclubs. „Kurzfristig Mietwagen oder Hotels zu organisieren, mit Leuten am Telefon zu verhandeln und verschiedene Interessen zu managen: Das habe ich in der Notrufzentrale perfektioniert“, sagt Hace. Er sieht sich als Schnittstelle zwischen Menschen, die etwas benötigen von anderen Menschen, die sie jedoch nicht kennen. „Woher soll ein Manager aus der obersten Liga wissen, wen er ansprechen muss, um auf die Gästeliste eines bestimmten Clubs zu kommen? Ich aber weiß das.“ Im Spätsommer buchte ihn ein Kunde, damit er ihm einen Platz in der VIP-Box eines bestimmten Zeltes auf

dem Volksfest verschaffte. Geld spielte keine Rolle – half aber nichts; ausnahmsweise. Hace muss sich nur selten geschlagen geben. „Mein Motto ist: Ich kann alles fragen und versuchen. Wenn ich ein Nein höre, tue ich alles, um das Nein in ein Ja umzuwandeln. Ich muss eben überlegen, wie der andere profitieren könnte, wenn er Ja sagt.“ Viel Arbeit, damit sein Auftraggeber noch ein bisschen mehr Lebensqualität genießen kann.

Schwäbischer Fleiß versus neue Dienstleistung

Wer im Internet sucht, findet Private Concierges in vielen Metropolen der Welt – in Stuttgart scheint Hace der erste seiner Art zu sein. Ob es am sprichwörtlichen schwäbischen Sparzwang liegt? Hace lacht. „Der Geldbeutel sitzt hier tatsächlich etwas tiefer in der Tasche, der wird nicht so leicht gezückt. Wenn der Nutzen meiner Tätigkeit allerdings klar ist, dann spielt der Preis keine große Rolle. Deswegen ist die persönliche Empfehlung hierzulande unverzichtbar.“ Dennoch: Seine Kunden sind meistens unter oder um die 40 Jahre alt, die ältere Klientel gilt es für seine Dienstleistung noch zu erwärmen. „Der ältere Schwabe, egal wie vermögend er ist, mäht stolz seinen Rasen selbst. Ich finde das sehr sympathisch – würde aber gerne vermitteln, dass man sich nicht dafür schämen muss, wenn man auch mal Arbeit abgibt.“

Apropos Kunden: Ist das Bono von U2, dessen Bild er auf seiner Website zeigt? Heißt das, dass er für ihn schon gearbeitet hat? Hace lächelt nur. „Ich nenne keine Namen – wie gesagt: Diskretion ist alles.“ Aber dass zu seinen Kunden namhafte deutsche und internationale Künstler gehören, das darf er schon sagen. Die skurrilen Anekdoten allerdings – nach denen er heute natürlich nicht zum ersten Mal gefragt wird – hat er nicht mit den Stars erlebt. Wobei es natürlich auch darauf ankommt, was man als skurril empfindet. Für Hace jedenfalls ist ein Anruf in der Früh an Heiligabend berichtenswert: Er solle ein Auto abholen. Aus Hamburg. Derjenige, der eigentlich dafür vorgesehen war, sei krank geworden. Der Transport könne aber nicht warten, denn das Fahrzeug sei ein Geschenk für die Tochter und sie solle es unbedingt noch am gleichen Tag erhalten. „Tja, da muss man dann kurzfristig nach Hamburg fliegen, in dieses Auto steigen und hier runterbrettern, damit man abends um 21 Uhr das Ding voller roter Luftballons vor die Tür stellt. Hier ist der Schlüssel, danke, auf Wiedersehen.“

Alles schläft, einer macht

Ein ruhiges Weihnachtsfest? Nicht für den Private Concierge. „Das ist in Ordnung so. Seit ich berufstätig bin, war ich fast immer an Heiligabend beschäftigt. Wenn es sich irgendwie einrichten lässt, gehe ich bei meiner Familie vorbei. Aber die Arbeit hat Vorrang.“ Das gilt nicht nur für Fest- und Feiertage. Wann immer seine beruflichen Termine mit privaten kollidieren, geht der Job vor. Immer erreichbar und immer verfügbar zu sein ist der Kern seiner Tätigkeit – wie könnte er den zur Disposition stellen? „Ich kann das nur machen, weil ich weder verheiratet bin, noch Kinder habe. Ich bin ganz frei für meine Arbeit, ich kann 24 Stunden Service anbieten. Mit Familie geht das nicht.“

Haces Arbeit ist eine extreme Form der Dienstleistung. Das muss man wollen – und können. Muss Einfühlungsvermögen mitbringen, um zu verstehen, was der Kunde möchte und braucht. Muss ein Gefühl für die Dringlichkeit eines Anliegens entwickeln. Und Freude daran empfinden, andere zufriedenzustellen. „Dienstleistung hat für mich nichts mit Dienen oder Bedienen zu tun, sondern damit, dem anderen etwas Gutes zu tun“, sagt Hace. Gegen gutes Geld in seinem Fall. Er übernimmt gerne auch kleine Aufträge. „Wenn ich die nicht gut erledigen würde, wäre ich der großen Aufgaben nicht wert. Ich führe sie genauso gewissenhaft aus. Denn nur ein zufriedener Kunde kommt wieder. Und bei der Klientel, die ich habe, kann ich mir keinen Fehler erlauben.“

Was er dieses Jahr an Weihnachten macht und wo er es verbringt, weiß Hace noch nicht. „Wenn ich arbeiten muss, erfahre ich es höchstwahrscheinlich spontan.“ Dann zieht er los, um anderen eine schöne Zeit zu ermöglichen. Der etwas andere Geist der Weihnacht.

Von | Dezember 21st, 2017|News|